Besondere Erfahrungen und Erfolgserlebnisse

Mit kleinen Handreichungen im Alltag möchte die ISA Menschen mit Handicap ein eigenständiges Leben ermöglichen (Foto: AWO Freiburg).

Die AWO Freiburg bietet jungen Menschen, die sich in einem Freiwilligendienst engagieren wollen, vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Eine davon ist die ISA. Gerd Neumann aus der ISA-Leitung und Nele Schwarz, die bei der ISA derzeit ihren Bundesfreiwilligendienst absolviert, stellen die Institution vor.

Worum handelt es sich bei der ISA, Herr Neumann?

Gerd Neumann: ISA steht für Individuelle Schwerstbehinderten-Assistenz. Es handelt sich um einen ambulanten Dienst, der Menschen mit Behinderung in ihrem Alltag begleitet und unterstützt, Assistenz leistet und teilweise auch Pflegeaufgaben übernimmt. Unser Anliegen ist es, dass diese Menschen trotz einer schweren Behinderung eigenständig sein und am alltäglichen Leben teilhaben können.

Nele, was hat Dich dazu bewogen, in diesem Bereich einen Freiwilligendienst zu machen?

Nele Schwarz: Ich wollte nach der Schule ein Jahr Pause machen und mich orientieren. Da ich es mir gut vorstellen kann, im sozialen Bereich zu arbeiten, bietet mir mein BFD die Möglichkeit, zu schauen, ob das was für mich ist. Die ISA fand ich spannend, da man dort Verantwortung für eine Person übernehmen kann. Ich habe mich dann beworben und schnell eine Antwort bekommen.

Neumann: …tatsächlich behandeln wir FSJ- und BFD-Bewerbungen mit hoher Priorität. Einerseits, weil wir die Freiwilligen brauchen – rund 20 bis 30 unserer 90 Mitarbeitenden sind Freiwilligendiensleistende. Auf der anderen Seite möchten wir junge Menschen für soziale Berufe begeistern. Wir wollen Leute, die Hilfe brauchen, mit denen zusammenbringen, die Hilfe leisten können, und so Vorbehalte abbauen.

Wie funktioniert der Bewerbungsprozess?

Neumann: Man kann uns per Mail die üblichen Bewerbungsunterlagen zukommen lassen: Lebenslauf, Foto, die wichtigsten Zeugnisse und gegebenenfalls Praktika-Bescheinigungen und Führerschein. Im persönlichen Gespräch schauen wir, zu welchem Assistenznehmer der Bewerber passen könnte, und vereinbaren ein Kennenlernen und eine Hospitation. Am Ende entscheiden die Klienten und die Bewerber, ob sie es miteinander wagen wollen. Wenn einer von beiden Zweifel hat, ist das völlig in Ordnung und wir suchen nach einer Alternative – im Falle von Frau Schwarz hat zum Glück alles gepasst.

Nele: Stimmt! Ich betreue einen Studenten und bin Schulassistenz-Kraft bei einer Schülerin. Den Studenten unterstütze ich in der Pflege und bei alltäglichen Kleinigkeiten: An- und Auskleiden und Essen zubereiten zum Beispiel. Für die Schülerin schreibe ich etwa im Unterricht mit. Am Anfang war ich im Umgang mit ihnen etwas zögerlich. Man muss sich schließlich erst aufeinander abstimmen. Mittlerweile kann man fast von einem freundschaftlichen Verhältnis sprechen. Nahezu alles läuft inzwischen reibungslos ab und ich weiß immer, was ich zu tun habe.

Welche Herausforderungen hast Du während deines Freiwilligendienstes bislang bewältigen können?

Nele: Während der Schulassistenz haben wir mal einen Schulausflug in die Freiburger Innenstadt gemacht. Dabei ging es auch auf den Schlossberg. Ein Stück des Weges konnten wir per Aufzug zurücklegen, zwei weitere Etagen musste ich die Schülerin im Rollstuhl schieben. Das war echt anstrengend, aber es hat geklappt! Jetzt ist noch ein Landschulheimaufenthalt geplant – in einer nicht sehr barrierefreien Umgebung. Das sind Situationen, die man im Alltag lösen muss. Mit der Zeit traut man sich selbst immer mehr zu. Mit den Pflegeaufgaben hingegen hatte ich eigentlich keine Probleme.

Neumann: Dabei ist das ein Bereich, in dem viele eine Scheu haben und es sich nicht zutrauen. Die meisten erzählen, dass es relativ schnell selbstverständlich wird. Es macht immer wieder Freude zu sehen, wie sich junge Menschen während ihres FSJs oder BFDs entwickeln, und diese Entwicklungen zu unterstützen. Mit der Erfahrung aus 26 Jahren können wir den jungen Männern und Frauen während dieser Zeit eine intensive fachliche Begleitung bieten, damit sie so viel wie möglich für sich mitnehmen können. Klar gab es schon welche, die hier an ihre Grenzen gekommen sind. Aber das ist die Ausnahme. Viele erleben eine Bestätigung, sich im sozialen Bereich engagieren zu wollen, und bleiben uns danach als Mitarbeiter erhalten.

Und was nimmst Du aus Deiner Zeit bei der ISA mit, Nele?

Nele: Die Arbeit in der ISA ist eine ganz besondere Erfahrung. Es ist schon cool, während der Zeit so eine Beziehung zu seinen Klienten aufzubauen. Ich weiß jetzt, dass ich auf jeden Fall in meinem Leben weiter im sozialen Bereich tätig sein möchte – sei es beruflich oder ehrenamtlich. Außerdem habe ich an Selbstständigkeit und Souveränität gewonnen. Bei neuen Aufgaben, bei denen ich früher zunächst unsicher war, denke ich mir heute: „Probieren wir’s einfach aus!“

Zu den Personen:

Gerd Neumann arbeitet in der ISA-Leitung. Der 55-Jährige hat an der EH Freiburg Soziale Arbeit studiert und ist seit 1993 bei der ISA.

Nele Schwarz kommt ursprünglich aus Raesfeld in Nordrhein-Westfalen. Seit September 2018 macht die 19-Jährige einen Freiwilligendienst bei der AWO.


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