Ein Ort der Begegnung

Über 450 Kinder werden in sieben Kindertageseinrichtungen der AWO- Freiburg betreut. Eine dieser Einrichtungen ist das Interkulturelle Kinder- und Familienzentrum, kurz i. Ki. Faz.,  im Freiburger Stadtteil Weingarten. Einrichtungsleiterin Regina Kopp und BFDler Obaida Hamed erzählen im Interview, was den Alltag im i.Ki.Faz. auszeichnet: 

Frau Kopp, was ist das Besondere am Interkulturellen Kinder- und Familienzentrum?

Regina Kopp: Zunächst einmal sind wir eine Kindertagesstätte. Wir betreuen 92 Kinder zwischen dem 1. und 8. Lebensjahr, die meisten Jungen und Mädchen sind zwischen drei und sechs Jahre alt. Besonders ist, dass viele Kinder einen Migrationshintergrund haben, das bedeutet: die meisten Kinder sind in Deutschland geboren, ihre Eltern oder Großteltern sind nach Deutschland migriert. Bei uns begegnen sich Kinder und deren Familien mit vielen verschiedenen Kulturen und Sprachen. Häufig kommen Kinder zu uns, die kein Deutsch sprechen. Das ist eine von vielen besonderen Aufgaben und Herausforderungen, mit ihnen die deutsche Sprache zu lernen. Die Kinder sollen aber auch ihre Familiensprache weiter pflegen können. Schließlich ist das ein großer Schatz, den sie mitbringen. 

… und die Einrichtung ist mehr als eine Kindertagesstätte.

Regina Kopp: Richtig! Uns ist es wichtig, nicht nur mit den Kindern zu arbeiten, sondern auch der gesamten Familie einen Ort anzubieten. Denn: starke Eltern haben starke Kinder! Wir haben uns über Jahre hinweg zu einem Familienzentrum weiterentwickelt. Wir wollen einen Ort für die gesamte Familie sein, wo alle interessierten Familien – egal ob die Kinder bei uns betreut werden oder nicht – uns als einen Ort der Begegnung, der Wertschätzung und der Weiterentwicklung erleben können. Somit haben manche Familien, die vielleicht eher isoliert leben, die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen. Dafür organisieren wir sogenannte niederschwellige Bildungs- und Teilhabeangebote. – Das Programm ist sehr vielfältig und bietet für jeden etwas, wie zum Beispiel Zumba für Frauen, einen Babytreff für junge Familien, Sprechstunden, Hip- Hop-Kurse für Kinder oder eine Ausleihbibliothek. Dort können sich die Familien zum Beispiel Spiele oder mehrsprachige Kinderbücher ausleihen, die sie zuhause gemeinsam mit ihren Kindern verwenden können. Das stärkt die Familien auch in ihrem Miteinander. 

Obaida, wie bringst Du Dich als BFDler im i.Ki.Faz. ein?

Obaida: Die meiste Zeit arbeite ich mit den Kindern. Ich finde es einfach spannend mitanzusehen, wie sich die Kinder weiterentwickeln und zum Beispiel innerhalb von wenigen Monaten Deutsch lernen. Diese Entwicklungsschritte zu begleiten, freut mich sehr – auch, weil ich den Kindern dabei helfen konnte. Ich stamme aus Syrien. Wie viele Kinder hier, habe ich auch einen Migrationshintergrund. Ich glaube, dass ich mich dadurch gut in die Lage der Jungs und Mädchen hineinversetzen kann.

Warum hast Du Dich dazu entschieden, hier einen Freiwilligendienst zu machen?

Obaida: Schon seit zwei Jahren interessiere ich mich dafür, eine Ausbildung zum Erzieher zu machen. Mir war es wichtig, mich zu vergewissern, ob ich wirklich als Erzieher arbeiten möchte. Außerdem ist das BFD eine tolle Möglichkeit, erste Berufserfahrung zu sammeln und zu sehen, wie die Arbeit mit Kindern konkret aussieht.  Als ich die BFD-Stelle beim i.Ki.Faz. im Internet gefunden habe, habe ich mich sofort dafür interessiert.

Regina Kopp: Wir können jungen Menschen, die sich dafür interessieren ggf im sozialen Bereich arbeiten zu wollen, tatsächlich viel an alltäglich gelebter pädagogischer Erfahrung mitgeben – durch unsere multikulturellen Gruppen vielleicht sogar Erfahrungen, die sie woanders nicht erleben können. Sie bekommen auch manchmal mit, dass Familien viele Herausforderungen und manchmal auch schwierige Situationen durchleben. Deswegen sollten unsere Freiwilligen schon im Voraus eine gewisse Reife mitbringen, verlässlich und verantwortungsvoll sein. 

Welchen Stellenwert haben die Freiwilligen im i.Ki.Faz.?

Regina Kopp: Wir haben insgesamt sechs FSJ- und BFD-Stellen. Jeder Freiwilligendienstleistende ist einer unserer fünf Gruppen zugeordnet. Sie sind dort nicht bloß „PraktikantInnen“, die uns im Alltag unterstützen, sondern ins große Ganze eingebunden und für die Kinder wichtige Bezugspersonen. 

Was ich schön finde ist, dass sich, wie Obaida, auch einige junge Männer bei uns im FSJ oder BFD engagieren. Gerade für Kinder ist es wichtig, auch männliche Bezugspersonen zu haben, die neue Themen und Perspektiven mitbringen.  

Was können junge Männer und Frauen im FSJ und BFD für sich mitnehmen?

Regina Kopp: Für viele geht es darum, nach der Schule durchzuschnaufen und sich beruflich zu orientieren. In einem gewissen Rahmen können manche in der Zeit Basiskompetenzen des Berufslebens wie Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit einüben, worin wir sie – zwar nicht uneingeschränkt, aber in manchen Punkten – auch unterstützen.  

Viele Ehemalige halten mit uns über Jahre hinweg Kontakt. Wenn man gemeinsam den Alltag durchlebt und man so intensiv miteinander im Austausch ist, schweißt das echt zusammen. Und ich persönlich finde es immer wieder schön, zu sehen, wie sich junge Menschen im FSJ oder BFD bei uns entwickeln und den nächsten Schritt in ihrem Leben gestalten.

Obaida: Das Wichtigste, das ich aus meiner Zeit hier mitnehme, ist, dass ich darin bestätigt wurde, Erzieher werden zu wollen. Die Arbeit mit den Kindern war bisher immer schön und hat immer Spaß gemacht. Dass ich morgens im Bett lag und mir dachte, „heute habe ich gar keinen Bock“, war wirklich nie der Fall. Ich habe immer große Lust auf die Arbeit hier!  

Obaida Hamed absolviert seit September sein BFD im Interkulturellen Kinder- und Familienzentrum.

Regina Kopp leitet das i.Ki.Faz.. Dort engagiert sie sich schon seit 2001.


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