Menschen vorurteilsfrei begegnen

Gregor Schönstein hat bei der ISA sein zweites FSJ gemacht. Nach eineinhalb Jahren sozialem Engagement steht der 20-Jährige vor einem neuen Lebensabschnitt – und erzählt, was er aus seinen Freiwilligendiensten für seine berufliche Zukunft mitnehmen wird:

Bevor ich bei der ISA angefangen habe, hatte ich bereits ein FSJ am SBBZ Günterstal absolviert. Dort habe ich mit Kindern mit geistiger Behinderung gearbeitet. Da ich zwischen Studium und FSJ rund ein Jahr Pause gehabt hätte, habe ich mich für einen weiteren Freiwilligendienst entschieden. Ich wollte das Jahr sinnvoll nutzen. 

Bei der ISA habe ich einen Mann im Rollstuhl betreut; er war seit einem Badeunfall querschnittsgelähmt. Ich habe ihn im Haushalt unterstützt, ihn angekleidet und gepflegt. Gerade die Pflege war für mich zunächst eine der größten Herausforderungen. Sie gehört zwar zur alltäglichen Routine, setzt aber auch gegenseitiges Vertrauen voraus. Ich bin stolz, meine anfänglichen Schwierigkeiten überwunden zu haben und festzustellen, wie ich es jedes Mal etwas besser gemacht habe.  

Ich hatte mit meinem Klienten tolle Gespräche. Als studierter Psychologe konnte er sehr gut wahrnehmen, wie es mir geht. Er war sehr interessiert, wie es beruflich mit mir weitergeht und hat mich immer wieder gefragt, wie es mit meinen Bewerbungen läuft. Was sich entwickelt hat, war mehr als nur ein Arbeitsverhältnis.

Dadurch hat sich auch mein Blick auf die Menschen verändert. Ich habe gemerkt, wie im Umgang miteinander die Behinderung in den Hintergrund gerückt ist: Es ging immer mehr darum, in erster Linie den Menschen und nicht sein Handicap wahrzunehmen.  

Bald fange ich mein duales Studium der sozialen Dienste in der Justiz an. Ich werde also quasi Sozialarbeiter im Gefängnis. Dabei werde ich auch von den Erfahrungen aus meinen FSJs profitieren können. Um meinen Job in der Justiz den Inhaftierten gegenüber gut zu machen, muss ich in ihnen mehr sehen, als die Straftaten, die sie begangen haben. Menschen vorurteilsfrei begegnen und offen auf sie zugehen: Das ist der springende Punkt. 

Gregor (20 Jahre) stammt aus Freiburg. Bei der AWO absolvierte er sein zweites Freiwilliges Soziales Jahr.

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